Hamburg, 12. 3. 2021 – Die drei großen deutschen Autobauer haben den CO2-Ausstoß ihrer verkauften Autos seit 2006 viel zu wenig gesenkt. Eine neue Greenpeace-Analyse europäischer Zulassungszahlen zeigt: Abzüglich aller Schlupflöcher senkte Daimler den CO2-Ausstoß seiner Neuwagen in den vergangenen 14 Jahren lediglich um 9 Prozent, Volkswagen nur um 15 Prozent und BMW um 18 Prozent (https://act.gp/3exNVzZ). Durch Schlupflöcher und Rechentricks können die Hersteller sich auf dem Papier ein Vielfaches der CO2-Ersparnis gutschreiben, die ihre Autos auf der Straße erreichen. „Rechentricks zählen in der deutschen Autobranche beim Klimaschutz bislang mehr als Ingenieurskunst. VW, Daimler und BMW simulieren Klimaschutz auf dem Papier, während ihre Autos heute fast so schmutzig sind wie vor 14 Jahren“, sagt Greenpeace Verkehrsexperte Benjamin Stephan. „Die Autoindustrie braucht dringend eine Antwort auf die Klimakrise, statt zu vertuschen, dass sie weiter ein großer Teil des Problems ist.“
Die Analyse „Das Märchen vom Klimafortschritt“ kalkuliert die CO2-Wirkung der Rechentricks, durch die vor allem die deutsche Autolobby europäische Grenzwerte über Jahre systematisch verwässert hat. Durch Schlupflöcher wie den sogenannten Gewichtsfaktor für Hersteller mit besonders schweren Autos, die Mehrfachanrechnung von Autos mit E-Antrieb (Supercredits) und vor allem realitätsferne Verbrauchsmessungen stoßen allein die 2020 rund drei Millionen in der EU verkauften VW-Autos über ihre Nutzungsdauer zusätzliche 45 Millionen Tonnen CO2 aus.
Multipliziert mit den vom Umweltbundesamt kalkulierten Folgekosten einer Tonne CO2 von 180 Euro verursachen alleine die 2020 in der EU verkauften VW Neuwagen durch genutzte HIntertüren Schäden von insgesamt 8,1 Milliarden Euro. „Bei genauem Hinschauen entpuppt sich der vermeintliche Elektrovorreiter Volkswagen mit seinen hohen Verkaufszahlen als kolossaler Klimakiller“, so Stephan. „Deutlich sinken wird der CO2-Ausstoß nur, wenn große Hersteller wie VW schneller aus dem Verbrennungsmotor aussteigen.“
Derzeit prüft die EU-Kommission einen Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor. Auch schärfere europäische Grenzwerte für Neuwagen sind im Rahmen des “Green Deal” geplant und sollen im Juni vorgestellt werden. Es wird erwartet, dass Neuwagen bis zum Jahr 2030 durchschnittlich mindestens 55 Prozent weniger CO2 gegenüber 2021 ausstoßen sollen, statt wie bislang geplant 37,5 Prozent. Zusammen mit den ebenfalls deutlich verschärften Grenzwerten für Luftschadstoffe werden sich dadurch die Entwicklungs- und Produktionskosten für Pkw mit Verbrennungsmotoren gegenüber Elektroautos weiter verschlechtern.
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