Hamburg /Mexiko-Stadt, 09.05.2021 – Für den Schutz einzigartiger Ökosysteme vor der Ausbeutung von Rohstoffen in der Tiefsee protestieren Greenpeace Aktivist:innen vom Aktionsschiff „Rainbow Warrior“ im nordöstlichen Pazifik. Am Versorgungskabel des Tiefseeroboters „Patania II“ haben die Meeresschützer:innen über mehrere Stunden insgesamt drei Transparente mit der Forderung „Stop Deep Sea Mining“ (Stoppt Tiefseebergbau) befestigt, die daran 4.000 Meter in die Tiefe rutschten.
Mit dem Roboter testet das belgische Bergbauunternehmen Global Sea Mineral Resources (GSR) derzeit im Auftrag der Bundesregierung den Abbau von Manganknollen am Meeresboden. Das deutsche Lizenzgebiet dafür liegt in der Clarion-Clipperton-Zone, rund 2.000 Kilometer vor der mexikanischen Küste. „Schon heute plündert und verschmutzt die Industrie unsere Ozeane, als gäbe es kein Morgen. Sie darf nicht auch noch die Tiefsee durch den Bergbau zerstören“, sagt Sandra Schöttner, Meeresbiologin von Greenpeace an Bord der „Rainbow Warrior“. „Sterben die Meere, verlieren auch wir unsere Lebensgrundlage. Deutschland darf bei dieser ökologischen Katastrophe nicht mitmachen.“
Die Bundesregierung hat sich Explorationslizenzen für zwei Tiefseeregionen im Indischen und Pazifischen Ozean gesichert. Für die Entwicklung und Erforschung gab sie rund 50 Millionen Euro in den vergangenen zehn Jahren aus. Auf Flächen so groß wie Bayern und halb Rheinland-Pfalz soll die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) den kommerziellen Abbau von Manganknollen vorbereiten. Gewaltige Maschinen tragen dabei die gesamte obere, mit Lebewesen bevölkerte Schicht des Meeresbodens ab. Die so entstehenden gigantischen Sedimentwolken könnten die Nahrungskette im Meer empfindlich stören und das Plankton absterben lassen. Einzigartige Tiefsee-Ökosysteme wären gefährdet und der Meeresboden als wichtige Kohlenstoffsenke beeinträchtigt. Meeresforscher:innen weltweit warnen vor der geplanten Ausbeutung von Metallen und seltenen Erden in der Tiefsee. Die Bundesregierung erklärt zwar, sie setze sich für höchstmögliche Umweltstandards beim künftigen Tiefseebergbau ein. Gleichzeitig nimmt sie aber die bisherigen Erkenntnisse der Wissenschaftler:innen nicht ernst genug, die vor verheerenden Folgen für die Tiefseeumwelt warnen. Manganknollen brauchen Jahrmillionen für ihr Wachstum. Nach Entfernung der Knollen ist die typische Lebensgemeinschaft zerstört.
GSR hat mit gravierenden technischen Problemen bei den Tests zu kämpfen. Nach einem Kabelschaden geriet der 25 Tonnen schwere Tiefseeroboter in 4.500 Metern Tiefe außer Kontrolle und musste aufwändig geborgen und repariert werden. Nach einem ähnlichen Zwischenfall im Jahr 2019 war dies bereits die zweite technische Betriebsstörung. „Die Industrie plant die Tiefsee auszubeuten, obwohl sie nicht in der Lage ist, die großen Risiken in der Tiefsee zu beherrschen“, so Schöttner.
(Foto- und Videomaterial hier)
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- Expertin für Meere und Biodiversität
- sandra.schoettner@greenpeace.org
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