Hamburg, 20.5.2021 - Filmaufnahmen eines Greenpeace-Rechercheurs belegen, wie Amazon nicht verkaufte Ware zur Zerstörung aussortiert. Am Standort Winsen werden an acht Arbeitsplätzen, die Amazon „Destroy-Stationen“ nennt, originalverpackte Produkte für die Vernichtung vorsortiert. Amazon entsorgt so allein an einem Standort jede Woche mindestens eine LKW-Ladung nicht verkaufter Ware, von T-Shirts über Bücher bis hin zu fabrikneuen Elektroartikeln. Das geschieht, obwohl 2020 ein Gesetz gegen genau diese Form von Ressourcenverschwendung in Kraft getreten ist: Die sogenannte Obhutspflicht soll verhindern, dass intakte Ware zerstört wird. Doch bisher wird die Obhutspflicht weder umgesetzt noch von den Behörden überwacht. “Amazon setzt allein auf schnellen Umsatz und hält deshalb den Platz im Regal für wichtiger als das Produkt darin - eine klimaschädliche Ressourcenverschwendung!”, so Viola Wohlgemuth, Konsum-Expertin von Greenpeace.
Greenpeace hatte Ende 2019 erstmals dokumentiert, welche Neuwaren in Winsen regelmäßig weggeworfen werden. Die Enthüllung hatte dazu beigetragen, dass der Bundestag 2020 im Zuge einer Reform des Kreislaufwirtschaftsgesetzes neue Regeln für Händler eingeführt hat: Die Obhutspflicht schreibt laut Gesetzestext vor, “beim Vertrieb der Erzeugnisse, auch im Zusammenhang mit deren Rücknahme oder Rückgabe, dafür zu sorgen, dass die Gebrauchstauglichkeit der Erzeugnisse erhalten bleibt und diese nicht zu Abfall werden“.
Amazon nutzt aus, dass es bisher an einer Rechtsverordnung zur Obhutspflicht fehlt, weshalb keine Strafen verhängt werden. Und der Konzern bereitet sich bereits darauf vor, dass laut Gesetz Entsorgungsunternehmer nur noch kaputte Ware abholen dürfen. Greenpeace liegen Informationen vor, dass Amazon künftig originalverpackte T-Shirts zerschneiden wollte, bevor sie in die Abfalltonne geworfen werden. Ein Testlauf fand bereits statt, bei dem Textilien mit der Schere zerstört wurden. „Amazon plante bereits, ein Gesetz zu unterlaufen, bevor das Umweltministerium es überhaupt schafft, es anzuwenden! Bundesumweltministerin Svenja Schulze muss handeln, denn Ressourcenschutz ist Klimaschutz!”, sagt Wohlgemuth. „Das Vernichten von Neuwaren muss noch in dieser Legislaturperiode strafbar werden!”
Für die Enthüllung hat ein Greenpeace-Rechercheur mehrere Wochen als Angestellter im Amazon-Logistikzentrum in Winsen gearbeitet und die Vorgänge dokumentiert. Das Magazin „Panorama“, dem Greenpeace die Filmaufnahmen und die Informationen vorab zur Verfügung gestellt hat, berichtet heute Abend um 21.45 Uhr in der ARD.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Björn Jettka
- Pressesprecher Wetter-Extreme, Fischsterben, Schattenflotte
- bjoern.jettka@greenpeace.org
- 0171-8780778
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/204262-greenpeace-recherche-zeigt-amazon-zerstort-neuwareVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace-Aktivist:innen protestieren auf der Ostsee gegen russische Ölexporte mit veralteten Tankern
Gegen umweltgefährdende russische Ölexporte mit Tankern der sogenannten Schattenflotte protestieren heute zehn Greenpeace-Aktivist:innen auf der Ostsee vor Rostock. Auf Schlauchbooten haben die Umw...
Greenpeace-Recherche deckt auf: Russische Ölexporte mit veralteten Tankern gefährden deutsche Ostseeküste
Russische Ölexporte mit maroden Schiffen der sogenannten Schattenflotte stellen eine erhebliche Gefahr für die Umwelt dar. Das Risiko einer Ölkatastrophe vor der deutschen Küste ist seit Beginn des...
NRW-Umweltministerium untätig: Mikroplastik verschmutzt Gebiet um Industrieanlagen am Rhein
Der Rhein zwischen Köln und Düsseldorf wird offenbar durch den Chemiepark Dormagen zusätzlich mit Mikroplastik verschmutzt, wie neue Messungen von Greenpeace zeigen. Die Ergebnisse der zweitägigen ...
Presse-Einladung: Greenpeace sucht Verursacher von industriellem Plastikmüll im Rhein
Jeden Tag transportiert der Rhein hunderte Millionen Plastikkügelchen in Richtung Nordsee. Bislang wurden jedoch keine Verursacher ausgemacht. Das will Greenpeace jetzt ändern.
Mietende bekommen erstmal Geld aus der CO2-Abgabe zurück: „Ein überfälliger Schritt“
Mit den ab jetzt eintreffenden Nebenekostenabrechnungen werden vielen Mieter:innen die CO2-Abgaben auf ihre Heizkosten vom Vermieter erstattet. Wer sich über Geld freuen kann und warum das gut fürs...