Hamburg, 7. 10. 2021 – In lediglich etwa drei Prozent der Wälder in Deutschland dürfen keine Bäume gefällt werden – obwohl 67 Prozent der Wälder in ausgewiesenen Schutzgebieten liegen und damit offiziell als geschützt gelten. Das zeigt Greenpeace in einer neuen Studie, welche die Umweltschutzorganisation anlässlich des Auftakts der 15. UN-Biodiversitätskonferenz am 11. Oktober in Kunming, China veröffentlicht. Die Europäische Union (EU) will dort einen Rahmen dafür schaffen, dass bis 2050 alle Ökosysteme der Welt angemessen geschützt sind. Hierzu verabschiedete sie in ihrer Biodiversitätsstrategie, zehn Prozent der Landflächen und Meeresgebiete streng zu schützen. Deutschland hat bisher keinen Plan, wie es dieses Ziel erreichen will. Die Greenpeace-Studie zeigt: Um die Ziele der EU zu erreichen, müsste die Bundesregierung fünfzehn Prozent der Wälder dauerhaft rechtlich vor Holzeinschlag absichern. “In jedem Schutzgebiet ist klar geregelt, ob Besuchende die Wege verlassen oder Blumen pflücken dürfen. Doch im Großteil aller Schutzgebiete ist Bäume fällen erlaubt”, sagt Sandra Hieke, Waldexpertin von Greenpeace. ”Das ist völlig absurd und hilft nicht, das Artensterben und die Klimakrise aufzuhalten. Die neue Bundesregierung muss den Wald als lebenswichtiges Ökosystem bewerten und nicht als Holzproduzenten.”
Deutschlandweit gibt es eine Vielzahl von Schutzgebietskategorien mit über zwanzig verschiedenen Bezeichnungen – diese variieren je nach Bundesland. Sie stimmen größtenteils nicht mit den internationalen Schutzkategorien der Weltnaturschutzunion IUCN überein. Selbst das Bundesnaturschutzgesetz setzt dem Holzeinschlag in Schutzgebieten kaum Grenzen. Greenpeace zeigt auf einer Karte, wo sich die streng schützenswerten Wälder befinden. Achtzig Prozent dieser Wälder liegen bereits in Schutzgebieten – sind jedoch nicht zwangsläufig vor Holzeinschlag geschützt.
Bund und Länder müssen zur Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie sowie des Klimaschutzgesetzes mehr Schutzgebiete verbindlich vor Holzeinschlag schützen. “Hierfür muss die neue Bundesregierung einen gesetzlich verbindlichen Rahmen schaffen”, sagt Hieke. “Das große Artensterben macht auch vor Deutschland nicht halt. Nur in echten Schutzgebieten kann die Natur sich frei entwickeln und bedrohte Pflanzen und Tiere behalten ein sicheres Zuhause.”
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- Sandra Hieke
- Expertin für ökologische, sozial verträgliche Waldwirtschaft
- sandra.hieke@greenpeace.org
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